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Hugo Kükelhaus

Das Bild zeigt ein Schwarz-Weiß Portrait von Hugo-Kükelhaus
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Hugo Kükelhaus wurde am 24.3.1900 in Essen geboren und starb am 5.10.1984 in Herrischried; in Mustin bei Ratzeburg wurde er begraben.

Sein 100. Geburtstag fiel in das Jahr 2000.

Ausbildung und frühe Tätigkeit

Er verlebte nach seinem humanistischen Abitur seine Lehr- und Wanderjahre als Tischler und Zimmermann in Deutschland, Skandinavien und im Baltikum. Im Anschluß daran studierte er Soziologie, Philosophie und Logik in Heidelberg, Königsberg und Münster.

Hieran anschließend arbeitete er freiberuflich als Redakteur, Entwerfer, Grafiker, Maler und Plastiker. Seit Ausbruch des Krieges 1939 bis zum Kriegsende war er Pioniersoldat und als solcher zeitweise abgestellt zur handwerklichen Schulung körperbehinderter Verwundeter in Lazaretten und Genesungsheimen. Von 1941-43 wurde er freigestellt für die Einrichtung von Ämtern der Landesbau- und Handwerkspflege.

In enger Zusammenarbeit mit Fritz Dietlof Graf von Schulenberg engagierte er sich als aktives Mitglied in Widerstandsgruppen. Nach Kriegsende wurde er freiberuflich tätig im Kulturbereich des ostzonalen Handwerks (Leipziger Messe).

Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne

1950-53 lehrte er als Leiter des Grundsemesters an der Werkkunstschule Münster in Westfalen. Von 1954 an war er freiberuflicher Schriftsteller, Pädagoge, Philosoph, Architekt und Künstler.

Er untersuchte experimentell die viefältigen Beziehungen zwischen Umwelt und Sinnesorganen, um so eine somatisch fundierte, im Vegetativen begründete Methode zur Erweckung, Förderung und Differenzierung der Erlebens-Fähigkeiten zu ermitteln. Diese Untersuchungen führten ihn zu "einer konkreten Methode, die schulisch betriebenen Lernprozesse des Kindes systematisch in Verbindung und Korrespondenz mit physikalischen und physiologischen Regel-Erscheinungen [...] durch körperlichen Spielumfang zu entwickeln."

Er konstruierte 32 Spielgeräte für Schulen der Stadt Dortmund und führte einen Teil dieser Geräte auf der Expo 1967 in Montreal vor.

Was als "Naturkundliches Spielwerk" begann, reiste später als "Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne" durch viele Städte.

Wer diesen Sinnes-Parcours durchwandert, entfaltet nicht nur seine dominanten Sinne Auge und Ohr, sondern erfährt sich selbst über das Riechen und Schmecken, das Tasten und den Gleichgewichtssinn. Selbst wenn es um das reine Hören zu gehen scheint, so ist der gesamte Körper mit einbezogen. Niemand kann sich den Vibrationsempfindungen entziehen, wenn der große Gong angeschlagen wird. Wie überrascht ist so mancher Besucher über seine Empfindungen, wenn er mit bloßen Füßen (und evtl. noch mit geschlossenen Augen) über Kieselsteine, Sand, Holzstangen, durch Matsch oder Gras läuft, und wenn er mit wachsender Spannung in die großen Krüge greift und dort - ohne etwas zu sehen - verschiedene Naturmaterialien (Steine, Wolle, Kastanien, Lehm...) vorfindet. Beim Gang von Station zu Station öffnen sich die Sinne immer mehr.

Lernen mit allen Sinnen

Hugo Kükelhaus gelingt es, unsere Sinne zu erfrischen und im gleichen Zuge unseren gesamten Organismus anzusprechen: "Das Auge sieht, das Ohr hört, die Nase riecht, die Haut fühlt, die Finger tasten, der Fuß (ver-) steht, die Hand (be-)greift, das Gehirn denkt, die Lunge atmet, das Blut pulst, der Körper schwingt [...]".

(Aus dem handschriftlichen Lebenslauf von Hugo Kükelhaus, 1970)

Immer wieder beschäftigte sich Hugo Kükelhaus mit dem Kind und seiner Entwicklung. Er stellte schon in den 30er Jahren die bis heute beliebten Greiflinge für Säuglinge her.

Den älteren Kindern gestaltete er später Schulhöfe, in denen die Phantasie und Entdeckungsfreude der Schüler erhalten und gefördert werden. Damit stand er über viele Jahre hinweg dem gängigen Trend der asphaltierten Schulplätze und der monotonen Schulgebäude entgegen. (Kükelhaus spricht von "unmenschlicher Architektur".)

Erstmalig trägt eine Schule den Namen von Hugo Kükelhaus

Unser 1994 neu gebautes Schulgebäude wurde, was die Innen- und Außenarchitektur sowie die Außenanlagen betrifft, ganz in seinem Sinne vom Kölner Architekten Peter Busmann konzipiert. Die Schüler und auch die Mitarbeiter der Schule können hier viele Möglichkeiten finden, ihre Sinne zu beleben und ihren Körper in Schwingung (oder auch Schwung?) zu bringen. Das kommt besonders unseren körperbehinderten Kindern zugute, an die immer wieder Sinneseindrücke herangetragen werden müssen und die in Schulgebäuden üblicher Art wenig Möglichkeiten finden, ihre Umwelt zu be-greifen, obwohl sie so viele Erfahrungsdefizite aufweisen.

Wir wählten Hugo Kükelhaus zum Namenspatron für unsere Schule für Körperbehinderte, damit nicht derjenige in Vergessenheit gerät, der unser "Lernen mit allen Sinnen" so wirksam in Gang hält.

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